Pfarre Gerersdorf

Auszug aus dem Decanatsverzeichnis 1828, Seite 139 bis 323, von Johannes Frost, 1828 Wien

Gerersdorf kam zum Theile durch die gefällige Freygebigkeit einiger Bischöfe von Passau an das Stift St. Pölten. Das Sterbebuch des Stiftes nennt dankbar die Bischöfe Engelbert und Berenger für eine Gabe ,die sie den Chorherrenaus den Einkünften von Gerersdorf darreichten. Andere Guththäter fanden sich unter den Adeligen, die von ihren Besitzungen zu Gerersdorf manches dem Stifte weihten, wie Puchbergs Witwe Bertha dem Frauenkloster in St. Pölten 1302.

Gerersdorf scheint erst im fünfzehnten Jahrhunderte, aus einer Filiale der Pfarre St. Pölten, eine eigene Pfarre geworden zu sein. Bischof Leonhard von Passau gestattet 1431, daß ein Lechenhof zu Gerersdorf errichtet werde, in welchem mit Bewilligung des Propstes von St. Pölten jene begraben werden könnten, die gewohnt sind, in dieser Kapelle des heil. Johannnes des Täufers, die eine Filiale von St. Pöltensey, dem Gottesdienste beyzuwohnen. Es wurde also schon früher hier von einem Prister ein Gottesdienst gehlatne, aber leider findet sich in der Zeit nicht angezeigt, in der die Johannes-Kapelle gebaut, ein Pristerzu ihrem Diesnte gestiftet, oder vielleicht an gewissen Sonnntag nur dahin geschickt wurde. 1434 hat die Gemeinde Gerersdorf schon einen Streit mit ihrem "Pfarrer" Kaspar wegen Verwaltung des Kirchenvermögens. Probst Christian legte ihn als Schiedsrichter durch die Anordnung bey, daß in Zukunft zu Weihnachten, im Hause des Pfarrers, die Rechnung vorgenommen, eine Kirchenlade und ein Opferstock mit drey Schlössern gemacht werden solle, zu welchem der Pfarrer, die Zechleute und die Gemeinde einen Schlüssel haben müssen. Er bestimmter überdieß, daß an den Tagen des heil. Johann, der Kirchweihe, und an jenem, an dem die Procession nach Gerersdorf komme, das halbe Opfer, dass an den Altar gelegt wird, dem Pfarrer gehöre. Der Kappelan Kaspar wurde 1431 auch verpflichtet, dem Stifte die bestimmten Gaben zu leisten, im Weigerungsfalle wird ihm damit vom Bischof gedroht, daß er das Recht zu beerdigen, so lange verlieren solle, als seine Saumselikeit oder Widersetzlichkeit dauern würde. Vergleicht man diese Urkunden, so möchte Kaspar zwischen den Jahren 1431 und 1434 der erste Pfarrer gewesen seyn. 1522 bewarb sich der Dechant zu Geroldstorf, (auch so wird Gerersdorf in Urkunden geschrieben) Michael Praun, um ein Benefiz zu St. Pölten, wie ich schon bey Gelegenheit der Leonhards-Kapelle angeführt habe. Erasmus Kallerstorfer, Seelsorger zu Gerersdorf starb 1576. Welche Ursachen Schuld waren, daß um die Jahre 1730 herum kein Pfarrer hier war, und der Dechant von Traismauer Erlicher aufzeichnen konnte: ein Taufstein ist hier, es wird aber nicht getauft, ist mir unbekannt. Bis 1781 kam kein Pfarrer mehr hierher, sondern der Dechant am Stifte St. Pölten war zugleich Pfarrer in Gerersdorf. Seit 1781 ist aber immer wieder eing eigener Seelsorger hier angestellt. In Gerersdorf sind gegewertig 101 Einwohner. Hier eingepfarrt sind Diestelburg mit 17 Seelen. Albero von Diestelburg kommt in einer Urkunde von 1259 vor. Friesing mit 69 Seelen. Es ist Friesing und eigenes Gut, und seit langer Zeit mit der Herrschaft Goldegg vereint. 1317 besaß den Hof zu Friesing Fridrich zu Redler. Er verkaufte ihn 1320 um 200 Pfund Pfennige an Otto von Ror. Der ehrbare Knecht (Knappe nennt ihn die oben angezeigte Urkunde des Bischofs Leonhard) Heinrich der Pitl zeigt dem Propste Christian an, wie sein Vorfahr, genannt Reinhard Wiener die Hofmark zu Friesing gekauft habe, die nun in eine Feste umgewandelt sey. Rueger ob dem Berg kauft 1471 die Feste Friesing von Brüder Peukel, vermutlich Pickl. Hierauf kam der Hof zu Friesing an das Stift St. Pölten, in dessen Geschichte ich noch mehr über ihn gesagt habe. Grillenhöf mit 67 Sellen. 1576 hat Haimeran Gold von Lampoding, passauischer Pfleger zu Mautern, den Freysitz Grillenhöf gekauft. Prinzersdorf mit 206 Seelen. Schon 1043 schenkte Kaiser Heinrich III. dem Markgrafen von Oestreich Adalbert dem Sieghaften das Gut Prinzersdorf im Bielachgau. Salau mit 53 Seelen, hieß vor Zeiten auch Salhof und ist ein Edelsitz. Uttendorf mit 51 Seelen. Von diesem Orte führte ein edles Geschlecht den Nahmen, das schon im zwölften Jahrhunderte blühte, und auch noch andere Güter an sich brachte. Es starb mit Stephan 1495 aus. Egstorf mit 69, Hofing mit 21, Hötzersdorf mit 36, Loiperstorf mit 47, Matzersdorf mit 31, Stainingstorf mit 54, Völlerndorf mit 81, Weitendorf mit 22 Seelen gehörten in die Pfarre Gerersdorf.

Die Kirche hat nichts besonders merkwürdiges, bei den französischen Invaßionen aber unendlich gelitten. Ein Leichenstein erinnert an Joh. Jacob Daum der Rechte Beflissenen, 1645 gestorben, eine Kehlheimerplatte an Joh. Karl Keimel, 1751 als wirtschafts-Pfleger zu Salau verblichen. Ein Christus am Kreuze ist achtungswerth.

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