Ein ungewohntes Geschehen der besonderen Art konnten am 21. Oktober Spaziergänger auf den Äckern und Feldern rund um Gerersdorf beobachten. Herbstzeit ist auch Jagdzeit. Schüsse waren nicht zu hören, dafür streiften Falken, Habichte, ein Uhu und mächtige Steinadler majestätisch über den Boden: Die Falkner waren im Lande. Auf Einladung der Jagdgesellschaft Gerersdorf machten neun Mitglieder des Österreichischen Falknerverbandes, alles aktive „Beizjäger“, mit ihren Greifvögeln im Revier einen Tag lang Jagd auf Hasen und Fasane.
Zustande gekommen ist die Einladung durch den Kontakt des Gerersdorfer Jägers Philipp Bertl zu den Loosdorfer Falknern Siegfried Steindl Junior und Senior.
Gerersdorfs Jagdleiter Rudolf Dangl sieht die Zusammenarbeit positiv: „Diese alte Tradition der Jagd soll bewahrt und gepflegt werden. Man soll diesen Jägern die Möglichkeit geben, diese Art der Jägerei ausüben zu können.“ Dangl schloss auch eine Folgeeinladung der Falkner nicht aus.
Sowohl für den Falknerverband als auch für Gerersdorf war es eine Premiere. Das erste Mal waren die Falkner auf einer gemeinsamen Jagd im niederösterreichischen Zentralraum nahe der Landeshauptstadt unterwegs. Bisher habe man vorwiegend Reviere im Weinviertel für die Greifvogeljagd besucht, so Verbandsobmann Horst Tomaschofsky. „Wir suchen uns stets Reviere mit vernünftigem Niederwildbesatz aus, wo wir auch gern gesehen sind.“
„In unserem Verband steht zwar die Jagd im Vordergrund, aber ebenso wichtig ist uns, dass wir junge Leute ausbilden, ihnen die Falknerei zeigen und sie heranführen, mit Greifvögeln Wild zu beizen“, sagt der Jagdleiter der Falkner Hermann Mitterbauer.
Unter Falknerei verstehe man die Beziehung eines Menschen zu einem Greifvogel mit dem Ziel der gemeinsamen Jagd. Diese Art der Jagd werde heute als „Beizjagd“ bezeichnet. „Diese Partnerschaft zweier so unglaublich unterschiedlicher Geschöpfe gelingt nur, wenn der Falkner mit seinem Greifvogel als ebenbürtigen Jagdkumpan mit Stolz und Ehrfurcht zur Jagd schreitet“, so ein wichtiger Grundsatz des Österreichischen Falknerverbandes, dessen Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet kommen.
Foto: Ferdinand Bertl
